30-jähriger Krieg im Oberland

Auswahl bes. für Amt Burgk

1622 Das Amt Burgk organisiert den „Defensionsausschuß“ (Verteidigung).

In Röppisch werden 20 ledige namentlich erfasst, in Zoppoten 19.

1622 Röppisch stellt 8 Mann zur Verteidigung von Schloß Burgk. Die Bewaffnung empfangen sie in der Rüstkammer Saalburg.

          Hans Pasold                      Harnisch und Hellebarde

Michael Drechsel            „Rohr“, Seitengewehr, Bandelier, Sturmhaube

          Hans Rau                        dasselbe

          Dillig Pasold                   dasselbe

Georg Pöhlmann            dasselbe

          Heinz Werner                  „Rohr“, Sturmhaube

          Heinrich Kornbauer        dasselbe

          Hans Pasold                      dasselbe

1630 Sichtung „Defensionsausschuß“ nach oben genannter Liste fast unverändert. Aber für 200 Mann des Amtes Burgk sind nur 58 Musketen vorhanden.

1631 Juni:   5 Tage Einquartierung, 299 Personen in Röppisch

                    Schaden 727 ½ Gulden; siehe gesonderte Aufführung

1632 März: Reuß Burgk tobt, weil sich 3 „pflichtvergessene Buben“ Mitglieder des o.g. „Defensionsausschuß“ hatten anwerben lassen. Er droht mit Verhaftung und bei „Nichteinsicht des Frevels“ mit Entzug des erblichen Lehens.

Es waren:     Hans, Elias Grimms ältester Sohn      Zoppoten

                              Conrad Elschner                                 Zoppoten

                              Hans Grieser                                       Friesau

          August:       Einquartierung; Schaden in Höhe von

                                       1 148 ½ Gulden Röppisch

                                       1 807 ½ Gulden Zoppoten

1633 War ein besonders schweres Jahr in diesem Krieg.

          21. März:    Röppisch hat 6 Eimer Bier zu liefern

          Tage im Mai: Stationierung einer „Salva-Garde“ (Schutz) in

Lobenstein tägl. Lieferung aus Friesau, Röppisch und Remptendorf;

                              z.B. Röppisch täglich      2 Achtel Hafer       (~60 Liter)

                                                                     1 Mandel Eier        (15 Stück)

                                                                     1 Eimer Bier                    (68 Liter)

                                                                     1 Kalb

                                                                     10 Bündel Heu

          15.Mai:     Lebensmittel ins Feldlager nach Lobenstein

Friesau                  350 Brote, 4 Eimer Bier, 1 ½ Centner Fleisch

Remptendorf        350 Brote, 4 Eimer Bier, 1 ½ Centner Fleisch

                              Röppisch               200 Brote, 4 Eimer Bier, 1 Centner Fleisch

                              Rauschengesees   100 Brote, 2 Eimer Bier, 1 Centner Fleisch

Schreiben der Schultheißen an Amt Burgk: „Leute können nichts mehr bringen, Soldaten laufen aus dem Ruder, suchen selbst. Auch dem von Machwitz zu Röppisch wurden die Ochsen ausgespannt.“ (Er selbst und Cramitzer machten das rückgängig. Andere Dörfer sollten ausgleichen.)

8.August:    Neben anderen Dörfern hat Röppisch 2 Scheffel Hafer (~400 Liter) und 2 Eimer Bier (136 Liter) nach Pahnstangen zu liefern.

1634 Wird der alte Schultheiß Bartel Soffa durch Militär tödlich verletzt.

1638 Die Reußen verlangen von ihren nachgeordneten Funktionsträgern           (vor allem Rittergütern) Maßnahmen gegen Plünderungen. Lasten sollen möglichst gleichmäßig auf die Orte aufgeteilt werden.

1640 Von Möschlitz geht ein Sammeltransport Proviant, bestehend aus  10 Wagen mit 20 Ochsen, zum Schwedengeneral Baner nach Saalfeld.

Saalburg wird schwer heimgesucht; fast alle Häuser brannten ab.

1641 Schloß Burgk von Schweden belagert.

1642 Februar       Röppisch zahlt 16 Thaler „Ranzion“ (Ablöse)

Tage im Oktober  Röppisch zahlt 100 Thaler „Ranzion“ und liefert wöchentlich 3 ½ Eimer Bier und 275 Brote nach Schloß Burgk.

1644 Februar       Schultheißen klagen

„ … bei noch mehr Druck laufen die Leute weg und die Bauerngüter bleiben dann liegen …“

März:           Ein Reitertrupp treibt 9 Stück Vieh von Chemnitz (Dorf bei Plauen) über Saalburg nach Ziegenrück (Militärlager). Bauern von Röppisch und Zoppoten verüben einen Überfall bei der Retzschmühle und nehmen das Vieh weg. Die Reiter gehen nach Remptendorf, drohen mit Feuer und Schwert, wollen dort die 2 besten Ochsen haben. Der weitsichtige Amtmann vermittelt, um die Dörfer zu schonen und vor allem Racheakte der Militärs in Ziegenrück zu vermeiden. Die Röppischer sollten das Vieh wieder herausrücken, aber schon versammelten sich Friesauer und Zoppotener bei der Lückenmühle. Der Reitertrupp verblieb daher in Remptendorf. Erst nach „Erlegung“ von 10 Thalern zog es durch den Streitwald nach Liebengrün ab.

Massive Durchmärsche und Einquartierungen im Sommer.

An 3 Tagen:           Zoppoten              2 Fußregimenter Schweden

                                                 Röppisch               1 Reiterregiment

                                                 Remptendorf        2 Reiterregimenter

                                                  Friesau                  1 Reiterregiment

                                                  Rauschengesees   1 Reiterregiment

Danach werden die Dörfer als „verderbt“ bezeichnet. Die Ämter müssen handeln.

1644/45     Spätherbst  Röppisch/Zoppoten       1 Fall von Selbstjustiz;

Adam und Nicol Herzog aus Zoppoten entführen einen Soldaten in Röppisch aus heute Nr. 18 und ermorden ihn in der „Luchsleite“ bei Zoppoten (3 km Luftlinie). Beide werden in Zoppoten ins Gefängnis gesteckt, aber am 30. Juni 1645 gewaltsam befreit.

1647 25. April: Große Kriegsgefahr; Proviant für Schwedische Hauptarmee

          26. Juli: Proviant für Kaiserliche Armee (Kath.)

          03. September: Amt Burgk muss 4 000 Brote und 40 Scheffel Hafer bereit halten

09. Oktober: Erneute Einquartierung von 2 Reiterregimentern in Friesau,

Röppisch, Pöritzsch und Zoppoten. Die Versorgung wird als unmöglich angesehen.

„Gott stehe den armen Leuten bei.“

Die Eintreiber sind trotzdem unterwegs; z. T. müssen Wechsel gegeben werden.

1635 Beispiel von Reuß J. L. aus dem 30-jährigen Krieg:

          30. März: Bericht Gabriel Köhler, Oberlemnitz

                         „Fuhren mit 8 Gespannen nach Schleiz (Proviant)“.

Zwischen Friesau und Röppisch erfolgte ein Überfall. „ … aus dem Hölzlein kamen 3 Reiter, einer verkappt, und riefen – ihr Schelm und Diebe führt den Katholischen das Getreid zu, … – sie schossen und nehmen ihnen das Geld ab. Ein Schuß ging Erhard Grießer aus Eliasbrunn durch den Huth und mit einem Degen wurde er ziemlich am Kopf beschädigt …“

     „Nach der verruchten Tat ritten sie wieder in den Wald“.

Die Fahrstrecke verlief offensichtlich über Friesau entlang des „Alten Weges“ knapp an Röppisch vorbei, weiter zur Retzschmühle, im Bereich der heutigen Sperrmauer durch die Saalefurt und weiter nach Gräfenwarth und Schleiz. Der genannte Wald dürfte die „Fiedelbiege“ neben dem „Alten Weg“ gewesen sein.

Aus Oßla wird vermeldet, dass diese 3 Reiter vermutlich zuvor dort übernachteten. Einer sei der Sohn des alten Schultheißen von Lehesten gewesen und schon 3 Jahre im „Militärwesen“, z.Zt. Quartier in Saalfeld.

                    Hans Schrepel, Schultheiß in Oßla, berichtet am 30.Mai 1635:

„Gestern waren wieder 3 Reiter da, sie sind teils bekannt. Einer wäre Daniel geheißen und Sohn des alten Schultheißen von Lehesten. Zu ihnen kam Michel Pust? und hat mit getrunken. Er wisse nicht ob Michel mitgeritten sei.“ Vielleicht eine Werbung.

Selbstjustiz  in  Friesau am  05. November  des  Jahres  1641  während  des  30-jährigen  Krieges

(Kurzfassung  nach  Unterlagen  im Staatlichen  Archiv  Greiz )

Der 30-jährige Krieg währte bereits 23 Jahre. Durchzüge und Requirierungen nahmen kein Ende. Dazu kamen jetzt zunehmend Marodeure, die auf eigene Faust Beute machten. Die Militärführung und die örtliche Obrigkeit versuchten gegenzusteuern, aber ohne Erfolg. Im Oktober 1641 befürwortete daher ein Fürstentag zu Regensburg Widerstand gegen Exzesse des Militärs zu leisten, allerdings unter Führung der örtlichen Obrigkeit wie z. B. der Rittergüter.

 Das Umfeld: Der Bauer Nicol Riedel, Bruder des Amtsschulzen Hans Riedel, bewirtschaftete in Friesau eine ganze Hufe –rund 30 ha Land. Zeitweilig kam dazu noch eine aufgelassene Bauernwirtschaft von ca. 15 ha. Sein Sohn Georg (22 Jahre alt) half ihm dabei. Dieser war von 1635 bis 1638 selbst Soldat gewesen. Beide waren bei der Obrigkeit auf Schloss Burgk als gute Steuerzahler angesehen.

Am 5. November 1641 erschoss Georg Riedel einen Marodeur in der Schulzenstube in Friesau.

Aus der späteren Untersuchung werden nachfolgende Umstände und der Tathergang ersichtlich:

Ende September hatte Georg Riedel in Leipzig zwei gute Ackerpferde erstanden. Zu dieser Zeit gab es im ganzen Dorf kein einziges Pferd mehr. Auf dem Heimweg wunderte er sich schon über das viele „Kriegsvolk“. Am 2. Nov. 1641  kam eine starke „Streifpartei“ über Röppisch nach Friesau. Bei Riedels holten sie ein Pferd aus dem Stall und verprügelten dabei den Vater. Dieser musste mit durchs Oberland reiten und wurde dabei weiter „traktieret“. Gegen Abend kam er lahm und ohne Pferd zurück. Sohn Georg schwor Rache. Am 5. November zog der Trupp mit viel Vieh über Röppisch, Remptendorf und Lückenmühle Richtung Saalfeld ab. Am gleichen Tag kam ein Reitersoldat aus Richtung Ebersdorf nach Friesau in das Schulzenhaus und verlangte Quartier sowie für den  Folgetag ein Pferd und einen Boten nach Saalfeld. Das Pferd wäre das von Georg Riedel gewesen. Er gab der Frau des Amtsschulzen, Edeltraud, „Bettzeich“ für zwei Hemden. Diese beauftragte die Frau des Hirten, Barbara Knauf, mit dieser Näharbeit. Gleichzeitig holte sie etliche Friesauer zur Hilfe, denn der Amtsschulze war noch in Lobenstein. Riedel erkannte den Soldaten als einen der Peiniger vom   2. November wieder.  Jobst Brosius aus dem unteren Dorf hatte den Anmarsch beobachtet und festgestellt, dass dieser Soldat alleine war. Sicherheitshalber  versteckte er sein Vieh im „Holz“ und verständigte andere Friesauer.  Inzwischen erhielt Georg Riedel vom Soldaten Geld zum Bierholen. Danach tranken beide zusammen und unterhielten sich über das Militär. Um seine Entschlossenheit zu zeigen, schoss der Marodeur mit der Pistole aus dem Fenster, lud diese wieder und legte sie griffbereit neben sich. Er erzählte, dass er vor 15 Jahren zum Militär ging, weil er seine Stiefmutter mit dem Messer bedroht hatte.  Diese hätte ihn schlecht behandelt.  Nach seiner Rückkehr wolle er sie erschießen. Er stammte aus Weiden in der Oberpfalz. Die Bauern verachtete er und gab an, schon etliche misshandelt und getötet zu haben. Auch wolle er den Boten am Folgetag sofort aufhängen oder erschießen, wenn dieser nicht den richtigen Weg weisen würde. Georg Riedel entfernte sich daraufhin.  Gegen 22:00 Uhr kamen er und Nicol Eisenbeiß mit „Rohren“ (Schusswaffen) zurück. Eigentlich wollte Eisenbeiß schießen, aber traute sich dann nicht. Daraufhin änderten sie ihren Plan. Eisenbeiß riss die Tür zur Schulzenstube auf und Georg Riedel schoss sofort. Danach schlug er noch mit einer Axt auf den Kopf des Marodeurs ein. Alle noch im Raum anwesenden 5 Personen fielen in Ohnmacht oder wurden zeitweilig taub bzw. konnten sich danach auch nicht mehr erinnern. Riedel und Eisenbeiß schleiften die Leiche hinaus Richtung Katzenberg / Remptendorf und verscharrten sie notdürftig an einem Waldrand. Die Habseligkeiten teilten sie unter sich auf.( Das Soldatenpferd verkaufte Riedel später in Nordhalben; 5 Thaler davon gab er Eisenbeiß.) Nach ihrer Rückkehr in die Schulzenstube tranken schon etliche Friesauer vom Freibier des Marodeurs auf beider Wohl. Die Stube hatte sich inzwischen gefüllt. Der Amtsschulze selbst kam erst danach von Lobenstein zurück und übernachtete bei einem Verwandten im Dorf. Lange Zeit passierte seitens der Obrigkeit auf Schloss Burgk nichts. Am 5. Dez. holten ein Gerichtsschreiber und der Gerichtsknecht die Steuern bei Riedels turnusgemäß ab.  Auch hier fiel kein Wort über die Tat und so dachte man schon, dass alles vorüber sei. Erst am  22. Dez. erfolgte in Lobenstein die Festnahme des Georg Riedel durch den Stadtrichter Johann Schimmelpfennig. Diese Verzögerung ist offensichtlich auf einen aktuellen Todesfall im Haus Reuß  zurückzuführen.

Weiterer Verlauf:

23.12.         Übergabe an der Landesgrenze zwischen Schönbrunn (Reuß J.L.) und Friesau (Reuß Ä.L.) an Beamte von Burgk, die dafür eine Gebühr zu zahlen hatten. Wegen der Kälte erfolgte die Unterbringung nicht im Turm, sondern er wurde im Schösserhaus angekettet.

24.12.         Berufung eines Schöffengerichtes bestehend aus Peter Zimmermann und dem Schmied Hans Däumler, beide aus Möschlitz. Diese hatten einen Katalog von 21 Fragen abzuarbeiten. Gleichzeitig musste Georg Riedel ein Verteidigungsschreiben aufsetzen. Er gestand sofort, auch um der Folter zu entgehen.

04.01.1642 Exhumierung im Beisein des Baders Hans Ernst Winter aus Schleiz mit dem Ergebnis, dass der Schuss alleine nicht tödlich war sowie Wildfraß an der Leiche.

17.01.         Die Akte geht mit einem Gerichtsboten zum Schöppenstuhl nach Jena.

Dort wird folgendes Urteil gefällt:    

             „Wegen der Exzesse der Kriegsvölker wird von der Todesstrafe abgesehen, aber es werden       5 Jahre Landesverweisung verhängt sowie im Wiederholungsfall die Todesstrafe angedroht.“  (Landesverweisung wäre wegen der Kleinheit von Reuß Ä.L. schon ein Aufenthalt  in den Nachbarorten Oberlemnitz oder Schönbrunn gewesen.)  

Wegen der großen Unsicherheit auf den Straßen verzögerte sich die Rückkehr des Boten mit dem Urteil. Georg Riedel verlor die Nerven und floh aus der Gefangenschaft. (Die Flucht konnte eigentlich ohne Zutun der Wache oder Anderer nicht gelingen). Gleichzeitig verfasste Eisenbeiß mit Hilfe des Pfarrers von Friesau, Martin Buchenröder, ein eigenes Verteidigungsschreiben. Um der örtlichen Gerichtsbarkeit zu entgehen, meldeten sich Riedel und Eisenbeiß zum Militär, das im Oberland stationiert war. Ihre Vorgesetzten unterstützten beide. Riedel kam sogar noch im Januar mit 6 Kameraden zum Tanz nach Friesau. Wegen der beachtlichen Gerichtskosten sollte das mobile Vermögen des Georg Riedel erfasst werden. Eine eindeutige Zuordnung zwischen Vater und Sohn war allerdings nicht möglich. Die Viehzählung ergab die beachtliche Anzahl  von 8 „Fressern“ =            2 Zugochsen, 4 Kühe und 2 trächtige Kalben. Aber eine reale Zahlung wurde durch das Militär abgeblockt. Diesbezüglich sind noch entsprechende  Drohbriefe  vorhanden. Der Verbleib von Georg Riedel  und  Nicol Eisenbeiß ist nicht eindeutig nachvollziehbar. Bei der Viehzählung 1657 erscheinen zwei Bauern gleichen Namens in Friesau mit einem relativ kleinen Viehbestand. 

 Auch andernorts gab es solche Fälle von Selbstjustiz:

Im Jahre 1644 zum Beispiel holten zwei  Söhne des Amtsschulzen Herzog aus Zoppoten einen Soldaten vom Hof ihres Verwanden Kästner in Röppisch. Sie führten diesen zum Luchsloch bei Zoppoten und erschossen ihn dort. Auch das hier gefällte Urteil ähnelte sehr dem von Georg Riedel.