Für den heutigen Besucher ist ein „Flak“ – Bunker aus dem 2. Weltkrieg unmittelbar davor die einzige Orientierung. Das sogenannte „Alte Schloss“ liegt auf einem Bergsporn gegenüber der Bleiloch-Sperrmauer. Zur Ebene hin sind Reste eines Walles und eines Grabens sichtbar. Mit einiger Phantasie sind dahinter zwei mögliche Gebäudegrundrisse von ca. 6x6m auszumachen. Der Begriff „Schloss“ ist stark übertrieben, denn der vorhandene Platz ist gering. Im Jahre 1825 heißt es in einer „Beschreibung des Vogtlandes“ dazu: „…eine Befestigung, die durch einen von Hang zu Hang reichenden, 65 Schritt langen, 10 Fuß breiten, in der Mitte noch 4 Fuß tiefen Graben von dahinterliegendem Gelände abgetrennt ist. Funde sind nicht bekannt.“ (ca. 40m lang, 3m breit, 1,2m tief). Heute ist natürlich noch weniger zu sehen. Einige Röppischer haben dort auch mehr oder weniger heimlich gegraben, z. B. halboffiziell 1940, aber es wurde nichts gefunden.
Leider gibt es keine verlässlichen Angaben über den Ursprung des „Alten Schlosses“. Im Jahre 1071 streift eine Beschreibung der „Südgrenze des Orlagaus“ unsere Gegend. Hier heißt es auszugsweise und den Realitäten angepasst: Döbritz- Metschawa (Daumitsch?)-Eßbach-Einmündung der Wisenta in die Saale (Walsburg)-diese aufwärts bis zur Einmündung des Baches von Retzsch/Reuz /Röppisch (unterhalb des „Alten Schlosses“) -ein weiteres Bächlein aufwärts und weiter bis Eliasbrunn – . Um das Jahr 1200 fassen die Herren von Lobdeburg hier Fuß und errichten mit der Saal-Burg ihr neues Machtzentrum. Weder in diesen beiden Fällen noch in den Unterlagen des um 1310 gegründeten Klosters wird das „Alte Schloss“ erwähnt. Seine Entstehung und das Ende fallen demzufolge in eine ältere Zeit, vermutlich in das 9./10. Jahrhundert. Lediglich eine Sage – abgedruckt im „Schatz unter dem Stelzenbaum“ von G. Wachter – fabuliert darüber.
Tatsächlich weist der gewählte Standort auf eine militärische Funktion hin. Die Sicht in das weite Saaletal, in das Wetteratal und entlang des Retzschbaches – heute alles Stausee – ist ideal. Der Schwerpunkt lag offensichtlich auf der Sicherung der weit und breit bequemsten Saalefurt kurz vor dem Eintritt der Saale in ihr schwer passierbares Felsental. Dort befindet sich nicht von ungefähr die jetzige Staumauer.
Seit Karl dem Großen galt ab 805 die Saale über weite Strecken als politisch-militärische Ostgrenze des Frankenreiches, aber nicht als Siedlungsgrenze. Westlich der Saale siedelnde Sorbengruppen waren voll integriert.
Nach der Reichsteilung im Jahre 843 entstand das Ostfrankenreich, aber die östlichen Sorben und Böhmen nutzten diese Schwächephase zu vermehrten Überfällen aus. Daher wurde 849 die Sicherung der Sorbengrenze durch den „Limes sorabicus“ organisiert.
Dazu wurden die Saale aufwärts kleine Grenzburgen errichtet. Sie bestanden meist nur aus einem Wachturm mit Wirtschaftsgebäude in Holz-Erde-Bauweise; gesichert durch Graben, Wall und Palisade. Die Besatzungen waren klein und dienten eher der Beobachtung und Vorwarnung. Daher liegt es nahe, dass die sorbische Siedlungskammer mit Pöritzsch, Zoppoten, Röppisch, Friesau und Unterlemnitz planmäßig angelegt wurde; sozusagen zur Versorgung und Rückendeckung. Der befestigte Rundling Röppisch lag am nächsten dahinter und zudem an der wahrscheinlichen Zufahrt zum „Alten Schloss“. Als Nachbaranlage dürftedie Walsburg an der Einmündung der Wisenta in die Saale anzusehen sein. Auch hier befindet sich eine günstige Furt.
Im Raum Saalfeld befand sich das nächste fränkisch-frühdeutsche Machtzentrum dieser Zeit. Hier hatten die Markherzöge des „Limes sorabicus“ einen Stützpunkt. Wollten oder mussten diese gegen die Sorben oder Böhmen ziehen, bot sich als eine der Marschstrecken die über Rauschengesees / Gahma – Eliasbrunn – Friesau – an Röppisch vorbei („Alter Weg“) – der Tallinie folgend bis zur o. g. Furt durch die Saale an. Unter dem Schutz des „Alten Schlosses“ wurde die Grenze nach Osten passiert. Nicht zufällig folgten erste christliche Missionare von Saalfeld aus später dieser Strecke. Eliasbrunn und Friesau werden dabei genannt.
Über die Markherzöge gibt es konkrete Nachrichten, auch wenn genaue Ortsangaben selten sind.
849 – 873 Tachulf; spricht sorbisch; wird 861 im Besitz des Ländchens „Sarowe“ = Syrau bestätigt.
873 – 877 Radulf; gegen Sorben gefallen.
877 – 892 Poppo; als 880 östliche Sorben reichstreue Sorben an der Saale überfallen, „schlägt er diese schwer“.
893 – 897 Conrad; Ungarneinfälle beginnen; Sorben trifft es zuerst.
897 – 908 Burchardt; fällt am 03.August 908 bei Saalfeld gegen die Ungarn.
Diese Funktion wird nicht mehr besetzt, Chaos entsteht. Ab 912 nimmt sich der mächtige Sachsenherzog Otto selbst dieser Grenze an. Dessen Sohn Heinrich wird bekanntlich 919 zum 1. Deutschen König gewählt. Ihm gelingt 929 die Eingliederung der Sorben bis zur Elbe.
Die Burg Meißen wird gegründet. Zur Ungarnabwehr verstärkt er u. a. den Burgenbau; ein Schwerpunkt blieb dabei die Saalelinie. In den Jahren 933 (Unstrut) und 955 (Lechfeld) wird die Ungarngefahr gebannt.
Danach verliert die Saalelinie ihre Grenzfunktion und unser Gebiet wird Hinterland. Es gehört ab 965 zur neu gegründeten Mark Zeitz. Das „Alte Schloss“ wird aufgegeben und verfällt. Nach der Auflösung der Mark Zeitz um 1150 vergab der Kaiser das Oberland an Ministeriale.
Dazu zählten die o. g. genannten Lobdeburger, Stammsitz Jena- Lobeda.
Hier noch einmal zur Erinnerung Passagen aus der Sage über den Untergang des „Alten Schlosses“ nach Günter Wachter in seinem Buch „Schatz unter dem Stelzenbaum“:
„Einmal aber trat auf der Burg Hohndorf ein Ritter die Herrschaft an, der von Jugend an gemein war, für die Bauern nur Verachtung übrig hatte und ein lasterhaftes Leben führte. Begegnete er einem, der ihm nicht gleich aus dem Wege ging, so schlug er ihn mit seiner Reitpeitsche ins Gesicht oder hetzte seine Hunde auf ihn. Zudem hielt er sich ein Weib, von dem die Bauern erzählten, es wäre ein der Zauberei mächtiges Waldweibchen.
Als nun in einem Jahr eine große Dürre über das Land kam und ein Jahr darauf ein verheerender Hagelschlag die gesamte Ernte vernichtete, gaben die Bauern die Schuld an diesem Unheil dem Burgherrn mit seinem sündhaften Leben, und sie beschlossen insgeheim, bei günstiger Gelegenheit ihn und sein Zauberweib zu töten. Da sie dann einmal von den Knechten erfuhren, dass der Herr wieder einmal von dem vielen schweren Wein betrunken wäre, sahen sie ihre Stunde gekommen. Die von ihrem Herrn misshandelten Knechte schlossen sich den Bauern an, öffneten die Tore, und gemeinsam drangen sie in die Burg ein. Sie fanden den grausamen Herrn auch in voller Trunkenheit bei seinem bösen Weibe. Als dieses aber sah, dass es den Bauern und Knechten ernst war und es kein Entrinnen mehr gab, zog sie einen Dolch, mit dem sie zuerst ihren Gemahl und dann sich selbst erstach. Dabei verfluchte und verwünschte sie tausendfach Schloss und Burg.“
Sagen haben in der Regel einen realen Kern.
Hier könnte es so gewesen sein, dass mit dem Wegfall der Grenzfunktion der Saalelinie im 10. Jh. die Besatzung statt die Dörfer zu schützen nun zu einer Belastung derselben wurde.