Es war die größte Brandkatastrophe, die überliefert wurde.
Ein Drittel des Dorfes lag in Schutt und Asche!
Die Not war groß.
Hier eine Zusammenfassung offizieller Berichte in gekürzter Form:
Am 27.08.1727 ließ Erhard Pasold, Nr. 27, sein Söhnchen Johann Heinrich taufen. Besitzer dieses Hofs war noch Hans Pasold. Auf dem Hof Nr. 27 hatte auch noch Johann Erhard Pasold seine kleine Wirtschaft.
Entgegen der herrschaftlichen Festlegungen wurde noch am 28.08. „guten Muts“ gefeiert. Als sich Gevattern und Gäste nebst Pfarrer Wächter und Schulmeister Dittmar (beide Zoppoten) versammelt hatten, brach gegen 4 Uhr Nachmittag in der Esse des Hauses der Brand aus.
Bei großer Hitze und begünstigt durch die Schindeldächer standen binnen einer halben Stunde 10 Höfe in Flammen. Zum Glück drehte der Wind. Trotzdem lagen nach 2 Stunden 9 Wohnhäuser und 10 Scheunen und Ställe in Schutt und Asche. Fast die gesamte Ernte war mit verbrannt; weniges Getreide und das Grummet sowie Flachs waren noch draußen.
Von Verlusten an Vieh wird nichts überliefert, was vermutlich der Tageszeit zu verdanken war.
Die Bewohner konnten nur wenig retten. Vielen verblieb nur das, was sie am Leibe tragen. Einige waren verzweifelt. Ein Erhard Pasold erhängte sich einige Tage später, offensichtlich der o.g. Aber in den Kirchenbüchern sind Selbstmörder nicht vermerkt. Auch der Pfarrer wurde gemaßregelt. Hilfsmaßnahmen liefen an: Steuererlass für 2 Jahre; Lieferung von Brot- und Saatgetreide; Genehmigung für Bauholz und Schindelbäume aus dem „Streitwald“ (heute „Burgkwald“) u.v.m. Dazu wurden auch die Nachbarorte herangezogen, je nach Zugehörigkeit der Geschädigten zum Rittergut „Unter Zoppoten“ (8) oder Ebersdorf (2). Ein Antrag auf „Gräserei“ im Streitwald wurde abgelehnt, da das Grummet noch auf den Wiesen stand. Doch das Leben ging weiter. Die Ernte musste abgeschlossen werden und der Wiederaufbau begann. Die eine Hälfte der Nr. 27 blieb liegen, auf der anderen wurde der Schmied Müller aktiv. Auch Hofübergaben wurden beschleunigt z.B. Nr. 28 Höpfner an Rau und Pöhlmann im Hof der Nr. 25. (Die Bewertung war jetzt niedriger.)
Festlegungen der Obrigkeit u.a.:
- Jährliche Feuer-Inspektion
- Feueressen dürfen erst über den Schindeln enden
Aufstellung lt. „Verzeichnis vom 9. Januar 1728“ (gekürzt)
Hans Pasold „bei welchem das Unglück aufgegangen“ Nr. 27
- Wohnhaus, Scheune und alles verbrannt; nichts gerettet; Wagen, Pflug, Eggen, Möbel, Kleider und Betten verbrannt
Schaden ~ 300 Thaler
- 6 Fuder Heu; 1 Fuder Schoten (Erbsen)
- 6 Schock Korn (Garben)
- 5 Schock, 1 Mandel Gerste
- 1 Schock, 2 Mandel Haber
- 1 Schock, 3 Mandel Weizen
Johann Erhard Pasold, nächster Nachbar Nr. 27
- auch alles verbrannt
Schaden ~ 200 Thaler
- 4 Fuder Heu, 2 Fuder Schoten
- 5 Schock und etwas Korn
- 4 Schock Gerste
- 3 Mandel Weizen
Hans Höpfner, der obere Nachbar Nr. 28
- auch alles verbrannt; hatte ein „Feines großes Haus“!
Schaden ~ 400 Thaler
- 10 Fuder Heu, 2 Fuder Schoten
- 11 Schock Korn
- 1 Schock, 2 Mandel Weizen; 1 Schock Sommerweizen
- 5 Schock, 2 Mandel Gerste
- 3 Schock, 2 Mandel Haber
Hans Peter Pasold, Hufschmidt Nr. 26
- auch alles verbrannt; hatte ein gesegnetes Jahr und ein „schönes Wohnhaus“; Schmiede-Blasebalg verbrannt ebenso Werkzeuge
Schaden ~ 450 Thaler
- 10 bis 12 Fuder Heu, 1 Fuder Schoten
- 10 Schock Korn
- 14 Schock, 1 Mandel Gerste
- 1 Schock Weizen
- 2 Mandel Haber
Sein im Haus mit wohnender Bruder, ein Dienstknecht im Eisenhammer verlor auch alles, u.a. Kleidung und Bargeld Schaden ~ 100 Thaler
Johann Georg Schlegel Nr. 25
- Wohnhaus, Ställe und Scheune verbannt incl. Pflug, Eggen, alle Hausgeräte, 4 Fässer Bier und 1500 neue Schindeln
Schaden ~ 350 Thaler
- 4 Fuder Heu, 2 Fuder Schoten, 1 Fuder Wicken und Linsen
- 7 Schock Korn
- 5 Schock Gerste
- 1 Schock, 1 Mandel Weizen
- 2 Mandel Haber
Andreas Pöhlmann „Reitzensteinischer Gerichts Schultze“ im Hof Nr. 25
- 2 Wohnhäuser mit Stockwerken (Vater und Sohn) Häuser, Stall und Scheune und 2 Pflüge verbrannt. Er war mir der reichen Ernte fast fertig. Einiger Hausrat und Kleider wurden herausgebracht, aber zu meist von bösen Leuten gestohlen. Der Sohn war Hans Nicol Pöhlmann.
Schaden ~ 1000 Thaler
- 12 bis 13 Fuder Heu
- 14 Schock Korn
- 16 Schock Gerste
- 4 Schock Haber
- 3 Mandel Weizen
- 5 Schock Flachs
Hans Nicol Pasold Nr. 24
- außer Wohnhaus, Ställen und Scheune verbrannte 1 Egge, vieles Hausgerät und 2000 neue Schindeln (zu Rittergut Ebersdorf)
Schaden ~ 400 Thaler
- 9 Fuder Heu, 4 Fuder Schoten, 1 Fuder Wicken
- 8 Schock Korn
- 2 Schock Weizen
- 11 Schock Gerste
- 1 Schock Haber
Heinrich Pasold Nr. 23
- Großes Wohnhaus, Ställe und Scheune verbrannt, dazu vieles Hausgerät (zu Ebersdorf)
Schaden ~ 400 Thaler
- 9 Fuder Heu, 3 Fuder Schoten
- 8 Schock Korn
- 1 Schock , 2 Mandel Weizen, 3 Mandel Sommerweizen
- 8 Schock Gerste
- 1 Schock, 2 Mandel Haber
Hans Nicol Grimm Nr. 22
- Wohnhaus, Ställe und Scheune verbrannt, dazu noch etwas Hausrat und 600 neue Schindeln
Schaden ~ 250 Thaler
- 4 Fuder Heu, 1 Fuder Schoten
- 6 Schock Korn
- 1 Schock Weizen
- 7 Schock, 2 Mandel Gerste
Georg Jochma (Joachim) mit auf dem Hof oder gemeinsam
Schaden ~ 200 Thaler
Dillich Pasold Nr. 21
- ist nur die Scheune mit Ernte verbrannt. Das Wohnhaus wurde abgedeckt und teils oben abgerissen und dadurch gerettet worden.
Schaden ~ 200 Thaler
- 11 Fuder Heu, 2 Fuder Schoten verbrannt
- 4 Schock Korn verbrannt, das übrige ist „ausgeworfen“ worden
- 13 Schock Gerste verbrannt
- 1 Schock Weizen wurde gerettet
- 2 Schock Haber verbrannt
Ihm wurde die Steuer daher nur zur Hälfte erlassen.
Desgleichen ist das Häuslein von Hans Pöhlmann durch „Abdecken“ dem Unglück vorgebaut worden. Nr. 19/20 (Garten Storz)
Anmerkungen:
Durch die damalige Baulücke rechts der Nr. 28 konnte das Feuer nicht weiter ins Dorf übergreifen.
Auch unterhalb der Nr. 21 hatte das Feuer einen natürlichen Halt durch das Tal mit dem Dorfbach und der Straße nach Zoppoten.
„Brandbriefe“ waren eine amtliche Maßnahme zur Unterstützung der Geschädigten. Damit konnte in der Nachbarschaft und in den anderen Orten Reuß ä.L. eine Art Brandsteuer eingesammelt werden; er galt ein halbes Jahr. Hier erbot sich ein Bürger aus Greiz mit Namen Vogel, diese Aufgabe gegen Provision zu übernehmen. Die Geschädigten unterschrieben und die Regierung in Greiz bestätigte dieses Verfahren. Es wurden 12 Briefe gesiegelt denn im Haus Nr. 22 und bei Pöhlmann wohnten je 2 Familien.
Bemessungsgrenze für die Steuern war das Jahr 1707.
Die Schadensaufstellung über den Großbrand von 1727 gibt einen tiefen Einblick in die damalige Landwirtschaft
Das Jahr 1727 wird als gutes Erntejahr angesehen.
Die 10 abgebrannten Wirtschaften hatten im ø ca. 16 ha.
Ernteergebnis: im ø: 9 Fuder Heu
2- 3 Fuder Grummet
9 Schock Korn = 540 Garben
10 Schock Gerste = 600 Garben
1 ½ Schock Hafer = 90 Garben
1 ½Schock Weizen = 90 Garben
2 ½Fuder Schoten / Wicken / Linsen / Flachs
Die Hackfrüchte waren noch im Boden; meist in einem Gemüsegarten auch „Kleinot“ genannt.
Etwas später (1742) wird ein Kartoffelfeld erwähnt (Haus Nr.25).
Viehbestand der Abgebrannten (Juni 1727) | |||||||||
Haus | Name | Pferde | Ochsen | andere | Schafe | Bemerkung | |||
Nr. | Rinder | ||||||||
27L | Hans Pasold | 0 | 2 | 2 | 2 | Brandherd | |||
27R | Joh. Erhard Pasold | 0 | 2 | 2 | 0 | ||||
28 | Hans Höpfner | 0 | 2 | 6 | 12 | ||||
26 | Hans Peter Pasold | 0 | 3 | 2 | 12 | Hufschmidt | |||
25 | Joh. Georg Schlegel | 0 | 2 | 3 | 4 | ||||
25 a | Andreas Pöhlmann | 1 | 0 | 4 | 0 | Schulthes | |||
24 | Hans Nicol Pasold | 0 | 2 | 3 | 9 | ||||
23 | Heinrich Pasold | 0 | 3 | 2 | 4 | ||||
22 | Wilhelm Grimm | 0 | 2 | 2 | 0 | ||||
21 | Dillich Pasold | 0 | 4 | 4 | 14 | mit Nr.43 | |||
Die Wirtschaften hatten durchschnittlich 2 Zugochsen, 3 andere Rinder und 6 Schafe.
Schweine sind für dieses Jahr nicht mit aufgeführt. Ursache könnte eine Seuche sein; üblich waren allerdings auch nur ein bis zwei Schweine. Erfasst wurden meist nur Jährlinge.