Über die Anfänge der Christianisierung im Oberland ist wenig bekannt. Jedenfalls war es im 9. Jh. Bestandteil des Ostfrankenreiches und damit im Prinzip römisch-katholisch. Historiker bezeichnen unser Gebiet lediglich als „deutsches Interessengebiet“ oder als „germanisch-sorbische Durchdringungszone“. Machtfragen standen somit im Vordergrund, während die Christianisierung schleppend verlief. Nur Saalfeld und Umgebung war schon vor 900 ein frühdeutscher Brückenkopf, der kirchlich dem Dom zu Erfurt direkt unterstand. Erst im Jahre 968 entstanden Missionsbistümer an der damaligen deutschen Ostgrenze. Das heutige Ostthüringen gehörte zum Bistum Zeitz (ab 1028 Sitz Naumburg).
Ein erstes Kloster in unserer Nähe entstand um 1070 in Saalfeld. Die Mönche bezeichneten die Bevölkerung des Waldgebirges – zumeist Sorben – als halbheidnisch. Von Saalfeld aus setzte dann auch die christliche Missionierung nach Süden ein und erreichte u.a. Rauschengesees, Eliasbrunn und Lehesten. Vom Süden her missionierten die Bistümer Bamberg und sogar Regensburg; sie erreichten die Linie Arlas und Gefell.
Übrig blieb ein schmaler Streifen um das heutige Lobenstein, Saalburg und Schleiz. Das war der Südzipfel des Bistums Zeitz/Naumburg. Bei Zeitz wurde 1114 das bedeutende Kloster Bosau gegründet und in die Missionierung wie auch die Landesverwaltung einbezogen. Die endgültige Durchsetzung der Feudalordnung ab 1100 und die Vervollkommnung der Kirchenorganisation gehörten untrennbar zusammen.
Leider fehlen konkrete Aussagen über diese Vorgänge des 12. Jh. in unserer näheren Umgebung. Vor allem ist unklar, wer das Sagen hatte und wo dessen Sitz war.
Erst die Belehnung der Lobdeburger im Jahre 1204, unter anderem mit dem Gebiet um das heutige Saalburg, bringt erste gesicherte Nachrichten. Bis 1216 entsteht die Burg Saalburg mit einer Kapelle. Bereits 1222 wird der Ort Saalburg und 1240 ein „Territorium Saalburg“ genannt. Die Lobdeburger erwerben sich große Verdienste beim Landesausbau, aber sie sterben 1240 im Mannesstamm aus. Ihr Erbe übernehmen ab 1248 schrittweise die Vögte von Gera, jedoch nicht ohne Kampf.
Als älteste Kirche der Umgebung wurde im Jahre 1223 die von Kulm durch die Bischöfe von Havelberg und Naumburg geweiht. Das könnte auf einen symbolischen Abschluss des Aufbaus der Kirchenorganisation hindeuten. Nicht auszuschließen wäre auch, dass hier zuvor ein heidnisches Heiligtum bestand. Der Berg „Kulm“ ist prägnant genug. Vielleicht ist die Gründung des Klosters kurz um 1310 gerade an dieser Stelle kein Zufall.
Nach der Chronik von Zoppoten soll ein Vorgängerbau der dortigen Kirche bereits im 10. Jh. bestanden haben, aber das ist nicht sicher. Organisatorisch war die Kirche Röppisch schon immer eine Filial von Zoppoten. Zum Kirchspiel gehörte und gehört außerdem Pöritzsch. Um 1350 waren zeitweilig noch Schönbrunn und Remptendorf angeschlossen, während in dieser Zeit Friesau zu Lobenstein gehörte.
Die Kirche Röppisch wird von Kirchenhistorikern als eine romanische Gründung aus der Zeit um 1200 angesehen. Sie trägt den Namen von Sankt Wolfgang, einem Heiligen aus dem Bistum Regensburg. Dieser war der Schutzheilige für Waldarbeiter, Köhler, Jäger und Kirchenbauer. Er lebte von 924 bis 994. Sein Todestag ist der 31. Oktober, worauf der Kirmestermin von Röppisch eigentlich zurückgeht.
Mit Errichtung der Kirchen wurde die Erdbestattung auf „Geweihtem Boden“ (Kirchhof) zwingend vorgeschrieben.
Parallelen zur Kirche von Kulm sind unübersehbar. Beides waren ursprünglich Wehrkirchen und vor allem ähneln sich die alten Kirchentüren. Die prächtigen schmiedeeisernen Beschläge von Kulm wurden in Röppisch etwas einfacher nachempfunden. Sie künden noch heute von der Kunstfertigkeit der damaligen Schmiede.
An dieser Stelle einige Gedanken zum Dörfchen „Hohndorf“ (siehe Beitrag Hohndorf).
Eigenartigerweise verfügt die Kirchgemeinde Röppisch über zwei Stücke Kirchenwald, beide liegen im Flurteil Hohndorf. Beim Betrachten der Flurkarte ist zu erkennen, dass das kleinere Stück mit 0,44 ha eindeutig zum ehemaligen Dorf Hohndorf gehörte. Kirchenrechtlich heißt das, es war dort zumindest eine Kapelle geplant. Daraus wurde wahrscheinlich nichts, denn das Dörfchen umfasste nur 8 bis 9 Höfe und damit lediglich 60 bis 70 Einwohner.
Diese gingen einfach mit nach Röppisch in die Kirche, da sie offensichtlich insgesamt mit zu Röppisch gehörten. Eigenartig ist noch, dass das Stück Kirchholz der Kirchgemeinde Röppisch mit 1,33 ha auch im Flurteil Hohndorf liegt. Eine Erklärung dafür wäre, die feudale Aufteilung der alten Flur Röppisch war schon vor der Kirchenorganisation abgeschlossen. Da war es einfacher, im Hohndorf eine Fläche zuzuweisen. Ob es dafür einen Größenschlüssel gab, ist nicht bekannt. Aber die Größen der beiden Waldstücke widerspiegeln auffällig das Größenverhältnis von Röppisch zu Hohndorf, nämlich 3:1. Sogar der „obligatorische Kirchsteig“ – der kürzeste Fußweg zur Kirche – ist nachvollziehbar. Er führte von der Häuserzeile in der heutigen „Beerleit“ ins Tal („Fichtig“) und weiter über den „Ameisensteig“ ins Dorf Röppisch. Die Länge beträgt nur rund einen Kilometer.
Genauere schriftliche Nachrichten darüber werden kaum noch auffindbar sein, da der 30-jährige Krieg fast alle Unterlagen des Pfarramtes Zoppoten vernichteten. Erst nach 1650 setzen zögerlich wieder Nachrichten ein. Um 1690 ist die Ordnung wieder hergestellt.
Nachweisbare Baumaßnahmen:
1596 850 neue Dachschindeln und neue Stricke für die Glocken
1621 Das Pfarrhaus Zoppoten wird neu gebaut. Die Baukosten betragen 200 Gulden, davon zahlt Röppisch 80 Gulden.
1626 Reparatur Aufhängung der großen Glocke
1628 Erneuerung von Haspel und Schwengel der kleinen Glocke
1651 Anschaffung einer neuen Glocke (die Röppischer scheinen den Krieg glimpflich überstanden zu haben)
1652 24/13/6 Beitrag „zum neuern Glocken“
1655 Errichtung des Altar 90/0/7 Umbau und Reparatur – u. a. (Gots Vatter ist Hans Pasold; als Schreiber hilft Lehrer Dittmar). 1100 Ziegel von Ziegelei Hans Lang bei Pöritzsch. Viele Nägel und diverse Bretter, Täfelung der Decke durch Tischler aus Saalburg „Schwelbogen samt Obertür“ durch Maurer Köchel und Groh. Vorhäuslein und Gewölbe im Tor, Kanzel, Treppe und Altar, Änderung Beichtstuhl durch die Zimmerleute Pöhlmann und Völckel
1656 „Bewahrung“ der Kirchtür (Schmiedearbeiten)
1664 1000 Dachschindeln und Nägel
1678 neue Kanzel
1684 Reparatur und Vergrößerung
1686-90 2500 Dachschindeln und Nägel
1709 Glocke; in Schleiz gegossen von Meister Balthasar Platzer aus Eger
1710 2050 Schindeln und Nägel; Überarbeitung der Kirchenmauer durch Maurermeister Sänger aus Ebersdorf; Kirchenfenster durch Glaser Oelschlegel aus Saalburg; Decke täfeln durch Tischler aus Saalburg
1711 Reparatur und Vergrößerung
1729 Kirchhofsmauer gemacht durch Maurer und Zimmerleute und Überarbeiten des Dächleins incl. 1400 Schindeln
1798 Taufstein gestiftet
1813/14 Verlegung des Friedhofes vom Kirchhof zum jetzigen Standort, aufgrund von Platzmangel.
1888 Reparatur und Vergrößerung:
Die Kirche erhält ihr heutiges Aussehen. Der alte Turm wurde am 21. Juni abgetragen. Der Friedhof wird zum jetzigen Standort verlegt.
1920 Wurde die im 1. Weltkrieg eingeschmolzene Glocke von der Firma „Franz Schilling und Söhne, Apolda“ neu gegossen.
Die Inschrift:
„Für die im Krieg geopferte Glocke von 1855“.
1927 Renovierung innen
1949 Neue Glocke, gegossen von der Firma „Franz Schilling und Söhne , Apolda“. Die Inschrift lautet: „Maron Atha 1. Kor. 16.22.“ übersetzt „Unser Herr kommt“
Die Vorherige wurde am 6. Januar 1942 (Zeit von Stalingrad) abgehängt und danach eingeschmolzen. Es ist die kleinere Glocke gewesen.
1983/84 Kirche und Umfassungsmauer werden neu verputzt
1995 Das Dach wird gedeckt, „Knopffest“.
2001 Renovierung innen und Installation einer neuen Orgel; Weihe am 31.10.
2002 Einbau einer neuen Turmuhr und Elektrifizierung des Geläutes
Aufstellung der Pfarrer:
1325-1345 Henricus de Zoppoten
1360 Otto von Kozkode
1360-1420 Nicolaus von Kospoth Techant
1420-1493 Otto von Kospoth
1493-1533 Kaspar Winter
Nicolaus Arnold Kaplan
1534 Reformation in Reuß ältere Linie
1534-1544 Johann Obsee
1545-1548 Christoph von Watzdorf
1548-1575 Friedrich Lange
1575-1607 Johannes Fischer
1608-1620 Conrad Hörel
1621-1638 Georg Arnoldt
1638-1649 Henricus Horn
1649-1651 Adam Koppe
1651-1692 M. Christian Jhering
1693-1731 M. Nicolaus Wächter
1731-1758 M. Andreas Laurentius Feiler
1758-1763 Heinrich Gottlieb Daniel Feiler
1763-1800 Georg Joachim Frank
1800-1815 Heinrich Friedrich Hofmann
1815-1866 Karl Heinrich Hofmann
1866-1867 Gottlieb Schwalbe Vikar
1867-1885 Heinrich Schott
1885-1887 Albin Frank Vikar
1887-1905 Ludwig Wendel
1905-1937 Friedrich Adler
1938-1945 Paul Schwendel
1945-1959 Gustav Jache (Umsiedler aus Küstrin an der Oder)
1960-1966 Eberhard Zeuner
1966-1968 Vertretung durch Pfarrer Döhring aus Ebersdorf
1968-1973 Eckardt Vogel
1973-1976 Vertretung durch Pfarrer Jaeckel aus Remptendorf
1976-1996 Michael Thurm
1996-2007 Matthias Zierold (wurde später Probst in St. Petersburg
2008 Stefanie Möller (verehelichte Ladwig)
Anmerkungen:
Techant Leiter eines Kirchspieles, wenn es mehrere Geistliche sind
Vikar Stellvertreter
Kaplan Hilfsgeistlicher
Zur ursprünglichen Ausstattung der Pfarrstelle gehörte ein „Pfarr – Guth“ in Zoppoten mit 28,75 ha (1755); heute der Hof Werner (unterhalb des Pfarrhauses). Röppisch war dienstbar mit 36,4 ha, verteilt auf die Höfe Nr. 8 und Teile der Nr. 9 und 34.
Der Nachbarort Pöritzsch hatte keine Kirche. Im Jahre 1505 stiftete ein von Draxdorf eine „Annen – Kapelle“, die jedoch um 1600 wieder verfallen ist.
Stiftungen für die Kirche von Röppisch:
1697 Kelch Elisabeth Magdalena von Gündderrott (Unter-Zopp.)
1703 Taufschale Caspar Höpfner Bauer auf Nr. 50
1783 Altarbekleidung Juliana Albertina von Reitzenstein (Unter-Zopp.)
Kirchenorganisation nach der Reformation (einige Auszüge):
- Universitätsbildung wurde Pflicht für Pfarrer
- Vergütung der Pfarrer um 1550: 50 – 60 Gulden und Naturalien
- Unterhaltung der Gebäude durch die Kirchgemeinde.
Wesentliche Auszüge aus der jährlichen Rechnungslegung
Die Rechnungsführer hießen anfangs Gots-Vatter und später Kasten-Vatter und verrichteten die Arbeit für mehrere Jahre oder es ging reihum wie von 1663-1795. Dabei konnte man sich vertreten lassen. Es gab ein geringes Entgelt z.B. 1721 Andreas Pöhlmann 4 Groschen im Jahr.
Beispiele:
Tagelohn eines Handwerkers um 1700 = 5 Groschen
Währung: 12 Pfennig = 1 Groschen
20 Groschen = 1 aßo / Taler / Gulden
1779 Erneuerung der Kirchenuhr, Uhrmacher Carl aus Gefell, Preis 48 Reichstaler und die alte Uhr, davon 46 von Reizenstein
1806 Beginn Schiefereindeckung, vermutlich nur das Schiff; 150 Zentner Schiefer aus Lehesten geholt; 1500 Nägel; 125 / 11 / 6 Kosten incl. 2 Schock Bretter vorrichten und verarbeiten (Windbruch im Kirchenholz)
1809 Schindeln und 1500 Nägel, vermutlich für den Turm
1814 Verlegung des Friedhofs zum heutigen Standort wegen Enge
Steinsäulen mit Staketenzaun von Regierung gefordert
Entschädigung des Lehrers Henninger für den großen Teil des Schulfeldes
1855 25Gulden für neue Glocke (Beitrag auf Weisung der Kirchenleitung). Diese Glocke wird im 1. Weltkrieg eingeschmolzen.
1533 „Visitation“ des Kirchspiels Zoppoten:
Pfarrer ist Caspar Winter
Lehnsherr ist der Landcomptur zu Zwätzen (bei Jena)
Eingepfarrte Dörfer: Pöritzsch, Röppisch (Ropitsch) mit capell
Schönbrunn (böhmisch Lehen)
Kaplan zu Zoppoten ist Nicolaus Arnoldt, erhält 3 ½ Gulden von Caspar von Draxdorf und hält jede Woche 1 Messe in Zoppoten und Pöritzsch.
Pfarr-Einnahmen:
Zins: 13 ½ Groschen 7 ½ Pfennige und 2 ½ Scheffel Korn sowie 2 Weihnachtssemmeln für 3 ½ Groschen
Frohn: 20 Tage mit Pferden; 3 ½ Tage mähen (Gras); 3 ½ Tage „Haberhauen“ und schneiden (Getreide)
Korndecem: (Körner ohne Stroh) 23 ½ Scheffel Korn, 22 ½ Scheffel Haber (Hafer)
Pfarrgut:
Ackerbau: ½ Hufe Lands (unklare Größe – vielleicht 6-9 ha.) mit 2 ½ Scheffel Korn über den Sommer, 2 ½ Scheffel Gerste und 7 ½ Scheffel Haferfeld
Wieswachs: 9 Fuder Heu und 1 ½ Fuder Grummet
Inventar: 2 ½ Kühe
„Visitation“ 1543:
„Pfarrer Herr Caspar Winter von Neustadt (a. d. O.) ist ungeschickt befunden, hat zwo verdächtige Personen. Darumb ist er abgeschafft.“
„Verordnet ein Sonntag um den andern Zoppoten früh Messe, nach mittag zu Röppisch …, der gleichen in der Woche je 1 Tag den Katechismus predigen…“
Inventar: 6 ½ „Kue“ (Kühe)
Anhang zur Kirche
Die neue Glocke wurde 1949 in Auftrag gegeben.
Am 12. April 1950 lieferte die Firma Franz Schilling Söhne aus Apolda die Glocke an. Unser Schmied, Otto Fröhlich, erstellte die Aufhängung für ganze 16,- Mark.
Die Gussmasse stammte von einer anderen beschädigten Glocke aus Thüringen und wurde vom Landesbischof zugewiesen.
Alles zusammen kostete 703,50 Mark, aber es wurden 250,- Mark Nachlass gewährt. Die Kirchgemeinde zahlte endgültig 453,50 Mark.
Die Sammlung im Dorf hatte aber 900,50 Mark erbracht, so dass ein schöner Überschuss im Kirchkasten blieb.
Der neue Schmied, Kurt Graf, trug im wahrsten Sinne des Wortes die Hauptlast beim Transport der Glocke auf den Kirchturm.
Bereits zwei Jahre später, am 19. Juli 1952, ließ die Kirchgemeinde eine Gedenkplatte aus Marmor für die Toten des 2. Weltkrieges im Kirchenvorraum anbringen. Hierbei wurde auch der Angehörigen der Umsiedler gedacht. Hergestellt wurde sie im VEB Marmorwerk Saalburg für 1 047,60 Mark. Die Gesamtkosten betrugen 1 158,78 Mark. Die Sammlung in der Gemeinde erbrachte 1 145,70 Mark. Beide Ereignisse zeigen anschaulich den Gemeinschaftssinn der Röppischer.
Ein beachtlicher Teil der Umsiedler war katholischen Glaubens. Heiratswillige Katholiken mussten „umschulen“, z.B. Ernistine Klötzer, Herbert Kiesel, Irmgart Ackermann und andere.
Das Dorf Röppisch war ab der Reformation zu 100 % evangelischen Glaubens.